Paul Troger und die österreichische Barockkunst

Niederösterreichische Landesausstellung 1963

Stift Altenburg

25. Mai bis 13. Oktober 1963

205.000 Besucherinnen und Besucher

Wissenschaftliche Leitung:
Rupert Feuchtmüller

Gestaltung:
Karl Pelnöcker
Ernest Süss
Irmgard Grillmayer

Eigentlich hätte eine Ausstellung über Paul Troger bereits 1962 stattfinden sollen, da sich in diesem Jahr der Todestag des berühmten Barockmalers zum zweihundertsten Mal jährte. Niederösterreich ließ aber Tirol, dem Geburtsland Paul Trogers, bei der Würdigung des Künstlers den Vortritt.

Dafür konnten die Besucher der Landesausstellung im Stift Altenburg, das die reifsten und schönsten Werke Trogers besitzt, nicht nur die 150 Exponate aus der Tiroler Schau sehen, sondern auch noch zahlreiche andere in Niederösterreich vorhandene Gemälde Trogers.

Die Entscheidung des Landes Niederösterreich stellte sich als richtig heraus: „Es war eine nicht genug zu lobende Idee, gerade in diesem, in tiefer, herrlicher Waldeinsamkeit über dem unbeschreiblich schönen Kamptal thronenden Stift jene Ausstellung in vollkommen veränderter Form neu aufzulegen, die anläßlich des 200. Todestages Trogers im vergangenen Jahr in Innsbruck abgehalten worden war“, schrieben die Salzburger Nachrichten.

„Rund eine halbe Million Schilling wird die Adaptierung des Stiftes Altenburg für die große Paul-Troger-Ausstellung kosten“, meldeten die „Kulturberichte aus Niederösterreich“. Das Bundesdenkmalamt führte die Restaurierung der Troger-Fresken in der Stiftsbibliothek durch. Das Stift hatte selbst große Anstrengungen unternommen, um „aus eigenen Mitteln die Devastierungen der Russenzeit zu beheben“.

Stift Altenburg wurde von Josef Munggenast erbaut, einem Neffen und Schüler Jakob Prandtauers. Munggenasts Ziel war die Gleichberechtigung aller an der Verwirklichung des barocken Gesamtkunstwerks beteiligten Künste.

Die Fresken eines barocken Klosters waren eine Art Bildersprache, die eine zentrale Idee in verschiedenen Abwandlungen zum Ausdruck bringen sollte. Paul Troger setzte sich in Altenburg mit dem Sieg des Lichts über die Finsternis auseinander: Das Deckenfresko im Marmorsaal zeigt die Verherrlichung des Sonnenlichts, in der Bibliothek lässt Troger das Licht der Weisheit in der Gestalt König Salomons erstrahlen, und im Kuppelfresko der Stiftskirche triumphiert das göttliche Licht über die Mächte der Finsternis.

205.000 Besucher wurden bei dieser Landesausstellung gezählt, Rekordtag war der Pfingstmontag, als 3.521 Menschen in das Waldviertler Benediktinerstift fuhren. Zu den Troger-Verehrern gehörten auch Bundespräsident Adolf Schärf und Bundeskanzler Alfons Gorbach, der in Begleitung der Witwe des italienischen Ministerpräsidenten Alcide de Gasperi kam, einer entfernten Verwandten Trogers.

Anlässlich der Ausstellung konnten sich die Sängerknaben des Stifts erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Der Chor war zwei Jahre davor gegründet worden, um Leben in das unter Nachwuchsmangel leidende Stift zu bringen und die liturgischen Festlichkeiten zu verschönern.

Die Altenburger Benediktiner hofften, dass durch die klösterliche Erziehung in dem einen oder anderen der 15 Sängerknaben der Wunsch geweckt wird, später einmal in den Orden einzutreten. Sie seien aber viel zu taktvoll, um die Buben zu diesem Entschluss zu drängen, wurde in einem Zeitungsbericht geschrieben und der Präfekt des Chors zitiert: „Wir vermeiden bewußt, unsere Schützlinge religiös zu überfüttern. Religiöses Empfinden muß sich ohne Zwang entfalten können. In Altenburg hält man nichts von aufoktroyierter Frömmigkeit.“

© Belvedere Wien

Linkes Bild:  Paul Troger (geb. 1698 Welsberg, gest. 1762 Wien) ging nach seiner Ausbildung zehn Jahre nach Italien. 1728 kam er nach Wien, doch die Wiener Kunstlandschaft wurde in dieser Zeit von den Freskomalern Daniel Gran und Johann Michael Rottmayr beherrscht. Daher fand Troger sein Betätigungsfeld zunehmend in den Stiften in Niederösterreich, deren Freskoausstattung seinen Ruhm begründete. Aus der frühen Schaffenszeit stammen auch Radierungen wie „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“, signiert 1721 mit „Paullus Troger“.

Rechtes Bild: 1747 entstand diese Ölskizze „Verkündigung an Maria“, sie war ein Entwurf für das Deckenfresko des Mittelfeldes im Dom zu Györ in Ungarn. In diesen Jahren gestaltete Troger daneben noch Fresken im Stift Melk, im Schloss Werneck bei Würzburg, im Dom zu Brixen, in der Wallfahrtskirche Maria Dreieichen und in der Sebastianskirche in Salzburg. Diese Fresken zeigen auch eine Wandlung im Stil des Künstlers: ein Hell-Dunkel-Wechsel, die Bilder wirken schwebender und freier.

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