aufmüpfig & angepasst: Frauenleben in Österreich

Niederösterreichische Landesausstellung 1998

Schloss Kirchstetten

9. Mai bis 1. November 1998

69.322 Besucherinnen und Besucher

Wissenschaftliche Ausstellungsleitung:
Elisabeth Vavra

Ausstellungsgestaltung:
Carl Auböck

Um Österreichs Frauen und deren Geschichte drehte sich die Landesausstellung im Schloss Kirchstetten in Neudorf bei Staatz. Der Ort wurde nicht zufällig gewählt: Das Barockschloss befindet sich seit 1723 im Besitz der Familie Suttner-Gatterburg, der mit Bertha von Suttner eine der großen „Aufmüpfigen“ entstammt. 20 Millionen Schilling (umgerechnet 1,45 Millionen Euro) wurde in die Renovierung des Schlosses investiert.

In 35 Räumen hatten die Besucher die Möglichkeit, Frauengeschichte durch Frauengeschichten nachzuvollziehen. „Jede Epoche hatte ihre angepassten und aufmüpfigen Frauen“, so Ausstellungskuratorin Elisabeth Vavra, die nicht nur interessante Ausnahmeerscheinungen zeigen wollte, sondern auch die typischen Lebensumstände der jeweiligen Epoche herausarbeitete. 

Material zum Thema „Frauenleben in Österreich“ war in Hülle und Fülle vorhanden, auch gab es sehr viele Möglichkeiten der Gestaltung. Kuratorin Elisabeth Vavra schlug mit der Ausstellung einen eigenwilligen und aufmüpfigen Weg ein, wie sie selbst sagte: „Sie beschränkt sich nicht auf die Vermittlung von trockenen Fakten zu den Lebensbedingungen der Frauen im Lauf der tausendjährigen Geschichte Österreichs, sie beschränkt sich aber auch nicht auf die bloße Darstellung von Einzelschicksalen.
Sie geht einen dritten Weg: Sie verwebt miteinander die beiden Fäden des Erzählens. Sie folgt einem Erzählstrang, der die persönliche Geschichte einzelner Frauen zum Inhalt hat, und verwebt diesen mit der Geschichte der weiblichen Lebenswelten durch die Jahrhunderte.“

Ein Bild von Ludwig Hild aus dem Jahre 1841 mit dem Titel "Salon der Julie Kübeck". Es zeigt die Inneneinrichtung der Wiener Malerin.

Die Frauen, die in der Ausstellung präsentiert wurden, waren äußerst unterschiedlich in Herkunft und Schicksal: Da waren die Schriftstellerinnen Frau Ava, Bertha von Suttner und Ingeborg Bachmann und die Politikerinnen Marianne Hainisch, Rosa Mayreder und Auguste Fickert. Was wären die Künstler ohne ihre Musen gewesen? Alma Mahler inspirierte Kokoschka, Zemlinsky, Mahler, Gropius und Werfel, Carolina Obertimpfl er wurde von Friedell, Csokor und Altenberg angebetet, heiratete allerdings Adolf Loos. Österreichische Tänzerinnen wie Fanny Elsler, Grete Wiesenthal und Gertrud Bodenwieser revolutionierten das Tanztheater.

In der Ausstellung begegnete man aber auch den Anonymen: den Frauen auf dem Land, den Frauen, die auf einen eigenen Haushalt verzichten mussten und im Dienst anderer standen, und jenen, die am Rande der Gesellschaft lebten. Immer wieder wurde in der Schau versucht, bei historischen Themen eine Brücke in die Gegenwart zu schlagen, um so der Aktualität vieler angesprochener Fragen gerecht zu werden: „So kämpften zum Beispiel Reformer gegen das Korsett: Das Korsett wurde zum Symbol für die ‚Disziplinierung‘ des weiblichen Körpers. Was ist heute? – Die Korsetts der Vergangenheit wurden durch die Diätvorschriften der Gegenwart ersetzt“, so Kuratorin Vavra. 

1960 wurde die erste Niederösterreichische Landesausstellung veranstaltet, am 28. August 1998 wurde der siebenmillionste Besucher geehrt: Elisabeth Magenschab aus Schrems. „Der Wert dieser Ausstellungen ist jedoch nicht nur nach der Besucherzahl zu bemessen, sondern auch an der Funktion als Impulsgeber, als Auslöser von Traditionsbewusstsein und als Vermittler von Wissen“, sagte Landeshauptmann Erwin Pröll.

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